KPM Berlin Porzellan Hochzeitszug Perserin mit Tamburin Amberg
Perserin mit Tamburin
Entwurf: Adolph Amberg, 1904-1910 für den Hochzeitszug
Porzellan Figur aus dem Ambergschen HOCHZEITSZUG
Ausführung: KPM Berlin 1910
Höhe ca. 26,7 cm
Porzellan, farbiger Dekor
Marken: Zeptermarke, unterglasurblauer Reichsapfel, Modellnr. 9220, Jahresbuchstabe K, bezeichnet AMBERG.
Zustand: sehr gut, flacher Sockel
Der Hochzeitszug besteht aus insgesamt 20 verschieden Figuren, davon zwei Doppelfiguren. Zwei Girandolen, eine Jardiniere und drei runde Fußschalen komplettiern den Figurenzug.
Literatur: Broehan-Museum, Berliner Porzellan vom Jugendstil zum Funktionalismus 1889-1939, Seite 125; Bestandskatalog Bd. V/1 des Broehan Museums Berlin 1993
KPM Berlin Porzellan Hochzeitszug Perserin mit Tamburin Amberg
Und so ist es auch kein Wunder, dass Adolph Ambergs (1874 – 1913) Modell für einen Tafelaufsatz zur Verlobung des Kronprinzen Wilhelm mit Herzogin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin 1904 vom Kaiserhaus dankend abgelehnt wurde. Denn der auf 20 Figuren ausgelegte „Hochzeitszug“ – eine Huldigung des Paars durch Repräsentanten verschiedenster Kulturen – zeigte nicht nur die Braut als „Europa auf dem Stier (Zeus)“ halbnackt. Auch die „Afrikanerin mit Meerkatze“, die „Inderin mit Pfau“ und die „Perserin mit Tamburin“ hatten jeweils nur ein hübsches kleines Nichts beinahe an.
1908 erwarb dann die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) unter der künstlerischen Direktion von Theo Schmuz-Baudiss den Entwurf, der über die Jahre sogar mehrfach aufgelegt wurde. Lempertz Berlin versteigert am 3. Mai in einzelnen, zwischen 500 und 5000 Euro taxierten Losen einen nahezu kompletten Figurensatz der ersten Serie von 1910 – darunter die schönlinige „Chinesin mit Papagei“, deren plastische Reize unter dem fließenden Hanfu verboten durchschimmern.” 24.04.2017 – Stefan Weixler – Artikel Weltkunst verboten durchschimmern.” 24.04.2017 – Stefan Weixler – Artikel Weltkunst
Der Tagesspiegel Schrieb:
28.04.2001, 00:00 Uhr, Bettina Müller: Kultur Porzellan-Ausstellung: So zart wie hart
“Die “Türkin” bringt ihren Blumengruß kniend dar, der “Afrikaner” stößt in das Waldhorn, Japanerinnen zupfen Saiteninstrumente, ein “Araber”, weinlaubbekränzt, erinnert flötespielend an Pan, der “Gote” spielt mit seinem Windhund, die “Ägypterin” mit ihrem Reh: Sie alle gehören zu einem “Hochzeitszug” aus Porzellan, den Adolph Amberg 1904 entworfen hatte. Das Brautpaar selbst ist mythologisch überhöht: Die Braut reitet wie “Europa” auf einem Stier. Eigentlich war diese imperial glänzende Völkerschau als Verlobungsgeschenk von den Reichsstädten an den preußischen Kronprinzen gedacht. Doch als der “Hochzeitszug” Jahre später nicht wie ursprünglich geplant in Silber, sondern von der KPM in Porzellan ausgeführt wurde, war aus dem politischen Geschenk ein Sammlergegenstand geworden. Die Figuren konnten einzeln erworben werden.
Hemmungsloser Exotismus, höfische Geste und ein Hauch moderner Gestaltung in den schwingenden Bewegungen der Figuren und der ornamentalen Bemalung ihrer Kostüme lassen diesen “Hochzeitszug” an der Schwelle zwischen dem Historismus des alten Kaiserreichs und Hunger nach Neuem schwanken. In der Geschichte der Königlich Preußischen Porzellan Manufaktur markiert er einen letzten Höhepunkt, bevor mit Weltkrieg und Depression in der Weimarer Republik schwere Zeiten für Produktion und Verkauf anbrachen. 1918 wurde die Manufaktur umbenannt in “Staatliche Porzellanmanufaktur” – erst seit 1988 schreibt sie Preußen wieder groß in ihrem Namen.
Die Geschichte der KPM gehört seit ihrer Gründung 1763 zu den Erfolgsmeldungen preußischer Wirtschaftspolitik. Der Zeitraum, den das Bröhan-Museum zwischen Jugendstil und Neuer Sachlichkeit abdeckt, fällt allerdings in eine Epoche, als die Aura des Hoflieferanten und die Ansprüche des gebildeten Bürgertums nicht mehr zusammenpassten. Während Werkbundbewegung und Bauhaus nach neuen Wegen einer demokratischen Massenkultur suchten, findet sich in der KPM-Produktion jene semantische Überfülle von Historismen und Symbolismen, die den Reformern als Symptom des Kulturverfalls galt.
Das Plakatmotiv der Sonderausstellung zeigt aus einer Serie “satirischer Vogelfiguren” den Typ “Berühmtheit” nach einem Entwurf von Eduard Klablena von 1909. Mit Raubvogelschnabel, Orden auf der stolzgeschwellten Brust und verfinstertem Blick karikiert er das emblematische Geflügel von Wappen und Hoheitszeichen. Er amüsiert sich über vergangene Gesten der Macht und bleibt ihnen im Motiv dennoch verbunden. Größere Annäherung an die Ideale der Gegenwart zeigten die Figuren “Schlittschuhläuferin”, “Schneeballwerferin” und der Tänzerin “Ruth Saint Denis”, 1911 von Hermann Hubatsch und Rudolf Marcuse gestaltet. Sportlich, verführerisch und kühl variierten sie einen neuen Frauentyp mit schmalen eleganten Linien.
Von 1902 bis 1925 leitete Theo Schmuz-Baudiss die Manufaktur und verpflichtete Chemiker, die durch neue Rezepte für die Porzellanmasse und erweiterte Techniken der Glasuren das Spektrum ständig bereicherten. Selbst Vertreter des Werkbundes wie R. Breuer schwärmten von Schmuz-Baudiss: “Er schuf große Gefäße, deren Wandungen die harte, dem Porzellan immanente Architektonik spüren ließen … Schmuz-Baudiss hatte richtig erkannt, dass die spezifische Schönheit des Porzellans sich in den gleißenden Konvexen, in den von Silberdunst erfüllten Konkaven enthülle. Er hatte das Relative aller Überglasurmalerei erfasst, hatte neue Effekte des aus der Tiefe in die Welt strahlenden Unterglasurkolorits gesucht und gefunden.” Ochsenblutglasuren und Kristallglasuren lassen Vasen in klassischen Kolben- und Zwiebelformen zu geheimnisvoll schimmernden, sinnlichen Objekten werden.
1929 übernahm Günther Freiherr von Pechstein, Vorstandsmitglied des Deutschen Werkbundes, die Manufaktur. Gestalterinnen, die wie Trude Petri und Marguerite Friedländer von der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein kamen, wurden zu Mitarbeitern. Es entstanden die dünnwandigen Service Burg Giebichenstein, Halle und Urbino, die Teller und Schalen in einem ununterbrochenen Bogen flach auseinander zogen. Zerbrechlichkeit und Härte, Schlichtheit und Spannung verbinden sich in diesen Formen. Ihr Minimalismus ist bis heute nicht zu unterbieten. Zum ersten Mal wirkt das Porzellan leicht, statt durch das Gewicht von Material und Dekorum zu beeindrucken. Diese Renner der neuen Sachlichkeit, die sich nicht mehr mit kulturellen Referenzen schmücken mussten, wurden zu Klassikern, die teils noch heute im Programm sind.”